QUITTEN

Oktober 2017
Quitten

In diesem Jahr ist die Energie unseres Quittenbäumchens geradezu explodiert. Es hat so viele Früchte, dass wir uns wirklich etwas überlegen müssen, wenn wir sie nicht einfach kompostieren wollen. Verschenken klappt nicht, weil alle irgendwelche Bekannte mit überladenen Quittenbäumchen haben. Im Gegenteil, eine Freundin wollte mir letzhin sogar einen Eimer von den Früchten unterjubeln, die sie wiederum von einer Kollegin angedreht bekommen hat.
Wir haben unser Bäumchen der Sorte Konstantinopler Apfelquitte vor vier Jahren gepflanzt, direkt an die Terrasse, damit es uns nicht nur die duftenden Früchte schenkt, sondern in der Sommerhitze einen lichten, nicht zu dichten Schatten. Wir haben es gehegt und gepflegt, damit es schnell groß genug dafür wird. Bei trockenem Wetter haben wir es kräftig gegossen. Den Boden über der Wurzel haben wir frei gehalten von Pflanzen, die dem Bäumchen die Kraft nehmen könnten. Und wir haben den Boden rundherum etwas erhöht und zum Stamm hin mit kleinen Steinen befestigt, damit das Bäumchen mit dem Fuß in einer geschützten Kuhle steht, in der sich die Wärme der Sonne speichert.

Ich liebe die Sinnlichkeit der Quitten

Ich wollte schon lange einen Quittenbaum. Die knubbelig, rundlichen Früchte erinnern mich an alte Gemälde. Die Maler haben dafür Obst, manchmal auch Wildfleisch und erjagte Vögel so arrangiert, dass eine ganz spezielle Stimmung entsteht zwischen Sinnlichkeit und Vergänglichkeit. Die drallen Quitten sind dabei auf der Seite des fröhlichen Lebens. Das gefällt mir.
Aber ich mag nicht nur die barocken Formen der Früchte, sondern vor allem ihren Duft und Geschmack bei so vielen interessanten Verwendungsmöglichkeiten von süß bis herzhaft. Die Quitte reizt meine Experimentierfreude. Und außerdem bleibt das Gehölz so klein, dass es fast die einzige Baumart ist, die in unserem winzigen Garten hinterm Haus Platz hat. Nur noch ein Holunder leistet ihr Gesellschaft und direkt an der Grenze ein Feldahorn, den wir jedes Jahr rabiat beschneiden.
Schon im ersten Jahr belohnte die Quitte unsere Bemühungen mit einer Schüssel voll Früchte. Inzwischen haben wir von einer Gärtnerin erfahren, dass wir dem Baum im ersten Jahr noch die Kraft für Wurzeln und Holz hätten lassen sollen. Wir hätten die Fruchtansätze ausbrechen sollen. Doch unser Baum ist offenbar sehr robust. Er beschert uns seither jedes Jahr ein paar Quitten mehr. Wir zählen sie jeden Sommer. Erst waren es 11, dann 20, schließlich sogar 45. Doch dieses Jahr machen wir uns die Mühe nicht mehr. Hunderte von Quitten ziehen die Äste herunter, sodass wir sie mit Holzstangen stützen müssen.

In diesem Jahr ist die Energie unseres Quittenbäumchens geradezu explodiert. Es hat so viele Früchte, dass ich gleich mehrere Quittenrezepte ausprobiert habe.

Hier geht’s in die Küche

Die Freundin, die mir einen Eimer voll der gelben Früchte bringen wollte, sagt, sie macht halt Saft und Gelee aus Quitten. Und davon hat sie jetzt schon massenhaft. Saft und Gelee haben wir auch noch genug aus den vergangenen Jahren.
So überlege ich, wie ich die Früchte mit möglichst wenig Aufwand konservieren kann und noch dazu so, dass ich irgendwann im Winter ganz verschiedene Sachen daraus machen kann. Weil die Konstantinopler Apfelquitte – zumindest frisch geerntet – relativ weich sind und keine Körnchen im Fleisch haben, bürste ich schließlich einfach den Flaum von der Schalen, schneide jede Frucht in acht Spalten und koche sie in Gläschen ein. Später verwende ich sie im Kuchen, im Chutney, im Dessert, als Quittenlikör, Quittenbruschetta, salzige oder süße Suppe.
Wer die Früchte wegen des Duftes allerdings erst eine Weile in der Wohnung als Stillleben arrangiert liegen lassen möchte, muss mit ein paar mehr körnigeren Steinzellen im Fruchtfleisch rechnen. Es bleibt auch beim Kochen fester als das von ganz frisch geernteten Quitten. Für manche Rezepte wie Quittenbrot oder herzhafte Suppen eignet es sich dann trotzdem noch.

Die Blüten wie aus Porzellan

Von der Gärtnerin lernten wir übrigens auch, dass Quittenbäume nicht gerne beschnitten werden. Unser Schnitt hat nämlich genau andersherum gewirkt, als wir wollten. Wir wollten ein kleines Bäumchen in unserem kleinen Garten. Die Gärtnerin erklärte uns, dass Quitten sich gegen das Beschneiden mit üppigem Wuchs wehren. Und das hat unserer getan. Er hat lange Ruten getrieben.
Im Frühsommer hängen die jetzt wie Girlanden mit großen, rosa angehauchten Blüten über unsere Terrasse. Die Blumen wirken wie aus Porzellan. Leider riechen sie aufdringlich, wenn sie älter werden, allerdings nur kurze Zeit, dann fallen sie ab. Im Herbst duften dafür die Früchte bis in den November hinein stark und angenehm ein wenig fruchtig und ein wenig nach Honig. Für die Küche sollte man sie allerdings früher ernten, nämlich wenn sie gerade erst beginnen, gelb zu werden. Dann sind sie weich, aromatisch und das Pektin in den Früchten ist noch nicht abgebaut (gut, wenn man Gelee machen möchte!).
Bis zu hundertjährige Quittenbäume und -sträucher, die irgendwann einmal aus dem Kaukasus gekommen sein sollen, wachsen übrigens in zig Sorten entlang des vier Kilometer langen Astheimer Quittenlehrpfades im Landkreis Kitzingen (Unterfranken/Bayern). Bei Gruppenführungen gibt es dort auch Quittenweinproben.

In diesem Jahr ist die Energie unseres Quittenbäumchens geradezu explodiert. Es hat so viele Früchte, dass ich gleich mehrere Quittenrezepte ausprobiert habe.

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Angelika

ANGELIKA

 
 

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