PORTO

Januar 2018
Der Sonnenuntergang in Porto war jeden Tag ein sehenswerter Anblick

Die goldene Stadt am Douro

Zweieinhalb Tage haben wir Zeit, um Porto im Norden Portugals zu erkunden. Das ist nicht viel, aber für einen kleinen Ausbruch aus dem trüben Januar-Alltag in Deutschland reicht es.

Hoch, runter, holper, holper – schon auf dem Weg vom Flughafen zu unserem Hotel merken wir deutlich, dass die Stadt auf bergigem Untergrund gebaut ist. Den Busfahrer scheint es nicht zu stören, er manövriert den Bus selbst in den engsten Kopfsteinpflaster-Gassen rasant um jedes Hindernis herum. Selbst die starken Steigungen scheinen ihn dabei nicht zu stören. Trotzdem sind wir froh, als wir nach einer halben Stunde Fahrt bei unserem Hotel im Norden der Stadt ankommen.

Geschichte auf 20.000 Fliesen

Da es schon ein Uhr mittags ist, bringen wir nur schnell unsere Sachen ins Zimmer und machen uns gleich auf den Weg in die Innenstadt von Porto.

An der Haltestelle Porto São Bento erwartet uns gleich die erste Sehenswürdigkeit: Die Ankunftshalle ist verziert mit Azulejos, den typischen blauen Fliesen, die einem in Porto immer wieder begegnen. Über 20.000 davon wurden in São Bento verbaut und zeigen auf gut 500 Quadratmetern Szenen aus der Geschichte Nordportugals. Unter anderem wird die Transportgeschichte des Landes bis zur Einweihung der Eisenbahn und Szenen aus dem Landleben dargestellt. Die Kacheln hat der Künstler Jorge Colaço zwischen 1905 und 1906 installiert.

Auf den Wänden der Station São Bento kann man Ereignisse der Geschichte Portos bestaunen

Auf den Wänden der Station São Bento kann man Ereignisse der Geschichte Portos bestaunen

Auf den Wänden der Station São Bento kann man Ereignisse der Geschichte Portos bestaunen

Wer möchte nicht an so einem Bahnhof seine Reise beginnen

In den steilen Gassen von Porto

Wir beschließen, erst einmal die Stadt auf uns wirken zu lassen und schlendern ein wenig durch die steilen Gassen. Um Porto zu erkunden, sollte man gut zu Fuß sein. Zwar kann man sich auch mit Panorama-Bussen durch die Stadt fahren lassen, oder eine Rundfahrt mit einer der alten Trams machen, aber dabei bekommt man vor allem die Sehenswürdigkeiten mit. Wer wirklich das Flair der Stadt auf sich wirken lassen will, sollte mit gutem Schuhwerk ausgestattet auch in die schmalsten Gassen vordringen.

Leider wirken viele Häuser etwas heruntergekommen. Wenn man sie genauer anschaut, merkt man, dass sie vor einigen Jahrzehnten stolze Stadthäuser waren, verkleidet mit bunten Kacheln. Und obwohl der Shabby Chic seinen ganz eigenen Charme hat, finde ich es doch etwas schade, wie lieblos hier zum Teil mit den Bauwerken umgegangen wird. Teilweise mag das damit zusammen zu hängen, dass Portugal zu einem der ärmeren Länder in der EU zählt. Zwar ist die Arbeitslosenquote in den vergangenen fünf Jahren von fast 18 % auf unter 8 % gesunken, allerdings um den Preis vieler unsicherer Beschäftigungsverhältnisse. Klar, da muss man Glück haben, wenn die Bank einen Kredit gibt und beim Geldausgeben denkt man wohl als letztes an eine schöne Fassade.

Möwe im Hafen von Galway

Porto gibt es seit mehr als 2000 Jahren

Dennoch bin ich überrascht, in der Stadt und selbst in unmittelbarer Nähe zu historischen Bauwerken und Touristenattraktionen Ruinen zu finden. Ich habe aber die Hoffnung, dass sich in der Stadt in der Hinsicht langsam etwas tut. Bei einem Blick über die Häuser von Porto fällt uns nämlich sofort die Masse an Baukränen auf, die über die ganze Stadt verteilt sind.

Als nächstes wollen wir uns den Fluss Douro anschauen in dessen Tal Porto schon als eisenzeitliche Siedlung etwa ein Jahrhundert vor Christi Geburt gebaut wurde. Schon von weitem weist uns das Geschrei von Möwen den Weg zum Douro, aber wir hätten ihn auch so nicht verfehlen können. Wenn man dem Hang nach unten folgt, kommt man immer früher oder später am Fluss an.

Möwe im Hafen von Galway

Möwe vor der Ponte Dom Luís I

Im Regen unter der Brücke Dom Luís I

Weg nach obenSchon auf dem Weg zum Douro sehen wir, wie sich über uns die Wolken sammeln, und als wir unten ankommen, erreichen wir gerade noch die Brücke Dom Luis I, bevor dicke Tropfen auf die Straße platschen. Je länger es regnet, desto kuscheliger wird es unter der Brücke. Immer mehr Menschen kommen und stellen sich unter. Um mich herum höre ich viele Sprachen. Neben mir telefoniert eine Frau auf Spanisch, sie und ihr Mann hatten ein kleines Missverständnis, jetzt steht er auf dem oberen Brückenteil und sie unten mit uns. Auf der anderen Straßenseite überlegen drei Mädchen auf Französisch, ob der Regen wohl bald aufhört und hinter mir höre ich Konversationen auf Englisch und natürlich Portugiesisch. Ich weiß nicht, ob das alles Touristen sind, aber mir gefällt es, dass ich gleich an meinem ersten Tag hier auf so viel Internationalität stoße.

Genauso schnell, wie er gekommen ist, hört der Regen wieder auf, die Wolken verziehen sich und die Sonne bricht durch. Jetzt haben wir Zeit, uns die Uferpromenade mit den berühmten bunten Häusern genauer anzuschauen. Mir gefällt die Szenerie, die sich mir auftut: der noch dramatisch bewölkte Himmel und die Sonnenstrahlen, die die gekachelten Häuserfassaden zum Funkeln bringt.

Ich bewundere die Gelassenheit der Bewohner, die trotz der hohen Regenwahrscheinlichkeit ihre Wäsche einfach zum Trocknen vor dem Fenster aufhängen. Nach dem Regenguss ist sie wahrscheinlich nasser als direkt aus der Waschmaschine kommend.

Die Ponte Dom Luís I ähnelt in ihrer Bauweise dem Eifelturm in Paris

Vorbild für diePonte Dom Luís I. war der Eiffelturm

Um noch möglichst viel von der langsam untergehenden Sonne mitzubekommen, machen wir uns auf den Weg zum oberen Teil der Ponte Dom Luís I. Die Brücke wurde 1886 vom portugiesischen König Ludwig I. (auf portugiesisch Dom Luís) eingeweiht und trägt nun auch seinen Namen. Sie gehört zur Altstadt und mit ihr zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Die Brücke Ponte Luís I spannt sich seit 1886 und verbindet die beiden Schwesterstädte Porto und Vila Nova de Gaia. Oft wird sie wegen ihrer Bauweise aus filigranen, stählernen Bögen im Zusammenhang mit dem Eiffelturm in Paris genannt und das nicht ohne Grund: Théophile Seyrig, der Architekt der Brücke, arbeitete bis wenige Jahre vor dem Bau der Ponte Dom Luís I noch mit Gustave Eiffel zusammen an dem Bau der etwa einen Kilometer entfernten Brücke, der Ponte Maria Pia, und schlug seinen ehemaligen Geschäftspartner im Wettbewerb um den Auftrag.

Die Ponte Dom Luís I ähnelt in ihrer Bauweise dem Eifelturm in Paris

Die Ponte Dom Luís I hat eine ähnliche Bauweise wie der Eifelturm

Im Sonnenuntergang leuchtet Porto golden

Atemlos kommen wir auf dem oberen Teil der Ponte Dom Luís I an, aber der Ausblick lässt uns die Erschöpfung schnell vergessen: Vor uns leuchtet Porto in der goldenen Abendsonne, die vom Douro noch einmal reflektiert wird und die Farben der Stadt zum strahlen bringt. Der Aufstieg auf gefühlt 200 Stufen hat sich eindeutig gelohnt! Hier könnte ich ewig dem Sonnenuntergang zuschauen.

Im Sonnenuntergang leuchtet Porto golden

Sonnenuntergang über Porto

Langsam gehen wir die Brücke entlang in Richtung Villa Nova de Gaia und bei jedem Schritt ändert sich das Bild vor uns Augen. Während wir immer andere Perspektiven der Stadt entdecken, geht die Sonne langsam unter, bis sie am anderen Ende der Brücke ganz hinter den Weinbergen verschwunden ist. Ganz langsam gehen jetzt die Lichter der Stadt an, erst die an den Ufern des Douro, danach fängt die Stahlkonstruktion der Ponte Dom Luís I fast von innen heraus das Leuchten an, bis schließlich ganz Porto mit funkelnden Lichtpunkten übersät ist.

Nachts fängt Porto richtig zu funkeln an

Nachts fängt Porto richtig zu funkeln an

Zwischen den Kellern voller Portwein

Langsam spüren wir, wie sich die Januarkälte in uns breit macht – bis jetzt hatte ich sie vor lauter Staunen und Fotografieren einfach verdrängt. Also machen wir uns an den Abstieg nach Vila Nova de Gaia, dort ist schließlich ein Portweinkeller neben dem anderen – und Alkohol wärmt bekanntlich ziemlich schnell 😉

Unten angekommen, stehen wir jedoch vor dem Problem, dass es erst kurz nach sechs ist und vor sieben Uhr öffnet keines der Restaurants. Wir nutzen die Zeit, um die Uferpromenade entlang zu spazieren. Von hier aus hat man eine gute Sicht auf das beleuchtete Porto und die sich im Douro spiegelnde Ponte Dom Luís I. Wir kommen an einem Lokal vorbei, vor dem große Lautsprecher aufgestellt sind und Menschen zu portugiesischer und spanischer Musik tanzen. Ich bin beeindruckt von den Menschen, die sich nicht von der Kälte beirren lassen und scheinbar ganz in der Musik aufgehen. In diesem kurzen Moment kann ich den Sommer in Porto fast spüren; ich stell mir vor, wie Menschen ausgelassen an der Promenade feiern und jeder, der vorbei kommt, daran teilhaben kann.

Inzwischen ist es sieben Uhr geworden und die Restaurants öffnen. Wir entscheiden uns für ein kleines Restaurant, das im Seefahrerstil eingerichtet ist. Jetzt ist es Zeit für die Spezialität, für die Porto bekannt ist: den Portwein. Mit ihm lassen wir den Abend dann auch ganz gemütlich ausklingen.

PORTWEIN

Seinen Namen hat der rote (manchmal auch weiße) Portwein von der Stadt Porto, von deren Hafen aus er verschifft wurde. Angebaut werden die etwa 30 Rebsorten, die dafür zugelassen sind, aber im oberen Dourotal. Seine Süße bekommt der Portwein durch die spezielle Ausbauweise, die Restzucker erhält. Über Portugal hinaus bekannt gemacht haben ihn im 17. Jahrhundert englische Kaufleute auf der Suche nach einem exportfähigen Wein, der nicht aus Frankreich stammt, denn die Beziehungen der Engländer zu den direkten Nachbarn auf dem Kontinent waren schlecht. Die Trauben für den Portwein dürfen nur aus drei kleinen Regionen am Douro kommen.

Fliesen, Pfauen und eine besondere Bibliothek

An den nächsten Tagen in Porto laufen wir kreuz und quer durch die Stadt, erkunden die engen, steilen Gässchen und schauen, wohin sie uns führen.

Viele Häuser in Porto haben geflieste FassadenViele Häuser in Porto haben geflieste Fassaden
Viele Häuser in Porto haben geflieste FassadenViele Häuser in Porto haben geflieste Fassaden
Viele Häuser in Porto haben geflieste FassadenViele Häuser in Porto haben geflieste Fassaden
Viele Häuser in Porto haben geflieste FassadenViele Häuser in Porto haben geflieste Fassaden

Viele Häuser in Porto haben geflieste Fassaden

Auf unserem Weg kommen wir an einem großen halbkugelförmigen Gebäude vorbei. Es wird für Kultur- und Sportveranstaltungen genutzt und steht in dem Park, in dem der ehemalige Kristallpalast aus dem 19. Jahrhundert stand. Die neue, 30 Meter hohe Halbkugel wurde 1956 gebaut und hat etwas von einem Ufo. Für meinen Geschmack passt es gar nicht in seine Umgebung. Dafür sind aber die Gärten, die auf mehreren Ebenen um den Bau verlaufen, umso schöner. Wir spazieren eine Weile durch die „Jardins do Palácio de Cristal“, bis uns ungewöhnliche Geräusche zu einem Busch führen. Als wir um ihn herum gehen, stehen wir plötzlich einer ganzen Schar Hühnern und Hähnen gegenüber, die gemütlich durch den Park spazieren. Doch das ist nicht die einzige gefiederte Überraschung, die uns erwartet – ein paar Meter weiter präsentiert ein Pfau stolz sein Gefieder uns fotografierenden Touristen.

Hahn in den „Jardins do Palácio de Cristal“ in Porto

In den „Jardins do Palácio de Cristal“ kann man viele Vögel beobachten…

Hahn in den „Jardins do Palácio de Cristal“ in Porto

…zum Beispiel Pfauen und Hähne

Auf unserer Wanderung durch Porto wollen wir die „Livraria Lello“ besuchen. An der unter Denkmal stehenden Buchhandlung laufen wir fast vorbei. Das Gebäude mit der neogotischen Fassade wirkt etwas eingeklemmt zwischen den anderen Häusern. Man erkennt sie jedoch gut daran, dass vor ihr ein Türsteher steht, der die Eintrittskarten kontrolliert. Kaufen kann man die Tickets ein paar Häuser weiter für 4€ (der Eintrittspreis wird verrechnet, sollte man in der Buchhandlung etwas kaufen). Bekannt ist die Livraria Lello nicht nur für ihr Inneres im Art-Deco- Stil, sondern auch dafür, dass sich dort angeblich Harry-Potter-Autorin J.K. Rowling Inspirationen für die Einrichtung ihrer Zauberschule Hogwarts geholt hat. Für Fotobegeisterte sind vor allem die Einrichtung und Treppe in der Mitte der Buchhandlung interessant.

Die Livraria Lello in Porto soll eine der schönsten Buchhandlungen der Welt sein

Der Eintritt in die Livraria Lello kostet 4€

Die Livraria Lello in Porto soll eine der schönsten Buchhandlungen der Welt sein

Die Decke der Livaria Cello ist mit Holzschnitzereien verziert

Die Livraria Lello in Porto soll eine der schönsten Buchhandlungen der Welt sein

Die berühmte Treppe der Livraria Lello

An unserem letzten Tag in Porto wollen wir nochmal den Strand sehen, also machen wir uns abends auf den Weg nach Matosinhos, um dort der Sonne beim Untergehen zuzuschauen. Und wir haben Glück, rechtzeitig zum Sonnenuntergang reißen die Wolken auf und die Sonne strahlt golden auf das Meer und die Gischt.

Sonnenuntergang am Strand von Matosinhos

Langsam geht die Sonne am Strand von Matosinhos unter

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Marion

MARION

 
 

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